Sri Lanka l März 2023
Rushna bedankt sich mit einer persönlichen Nachricht bei allen, die ihr die Hilfe ermöglicht haben.
Im Januar dieses Jahres haben wir bereits über Rushna berichtet. Über Jahre wurde Rushna von ihrem Onkel missbraucht und vertraute sich aus Angst und Scham niemandem an.
Als Rushna 14 Jahre alt war, schickte ihre Grossmutter sie nach Colombo, um als Haushälterin zu arbeiten. Dies sollte sie aus der Situation des Missbrauchs befreien. Doch anstatt eine Arbeit unter normalen Arbeitsbedingungen vorzufinden, erlebte Rushna während vier Monaten Ausbeutung und sexuellen Missbrauch durch den Hausherrn. SOLVA hat ihr bereits mit Kleidern, Schulmaterial, Nachhilfestunden und medizinischer Unterstüt-zung geholfen. Die letzten Vorkehrungen sind in Gang, damit sie bald an einem sicheren Ort wohnen kann.
Persönliche Begegnung
Im Februar durfte ich, Inés, Rushna persönlich begegnen, was für uns beide ein ganz besonderer Moment war. Sie konnte es kaum glauben, dass jemand aus dem Ausland gekommen war, um unter anderem sie zu besuchen. Ihr Verhalten war ein Mix von totaler Aufregung, Schüchternheit, unglaublicher Freude und einem wunderschönen Strahlen. Doch ihre Körpersprache sprach Bände – sie hatte keine Spannung im Körper, sah fragil und eher ungesund aus – bedingt durch Mangelernährung und ein Defizit an Vitaminen. Doch beeindruckend war zugleich zu sehen, wie willensstark sie ist, besonders auch fokussiert auf das schulische Weiterkommen. Ihr grösster Wunsch ist momentan an einem sicheren Ort zu wohnen und die Möglichkeit des Schulbesuchs. Bei unserer Begegnung überreichte sie mir einen kleinen Blumenstrauss und einen persönlichen, an Solva gerichteten Brief.
«Ich, schreibe Ihnen, dass ich sehr glücklich bin, dass Sie meine Ausbildung unterstützen. Außerdem freue ich mich, dass Sie mir eine Schultasche, Stifte, Hefte, Kleidung usw. gekauft haben. Außerdem danke ich Ihnen, dass ich Nachhilfestunden erhalte, damit ich in meiner Ausbildung gute Ergebnisse erzielen kann. Ich wünsche mir von Herzen, mehr lernen zu können und gut in der Schule zu sein.«
Wieder zu Hause
Rushna war überglücklich, wieder zurück zu Hause zu sein. Sie lebt wieder bei ihrer Gross-mutter und ihren zwei Brüdern. Sie geht wieder zur Schule. Doch anstatt wohlwollend auf-genommen zu werden, vermeiden Schüler wie Lehrer den Kontakt zu ihr. In vielen Kulturen werden Betroffene von sexueller Ausbeutung oftmals von der Gemeinschaft und Familie als Schande und/oder als «schmutzige Person» angeschaut und somit ausgegrenzt und aus-gestossen. «Zu erleben, wie mir alle aus dem Weg gehen, macht mich sehr traurig», erzählt sie uns während dem Gespräch. Angesprochen auf ihren Onkel wird deutlich, dass die Grossmutter Rushna vor ihm beschützt, wie sie nur kann. Doch leider muss die Grossmutter nachmittags arbeiten gehen, da sie finanziell für alle aufkommen muss, das heisst für den sterbenskranken Ehemann, für Rushna und ihre beiden Brüder. Deshalb ist Rushna nach-mittags oft auf sich gestellt und somit auch schutzlos dem Onkel ausgeliefert. Das macht ihr grosse Angst. Solva hat einen sicheren Platz für Rushna gefunden. Es laufen die letzten For-malitäten, um den Wechsel durchführen zu können. «Ich freue mich schon sehr, an einem sicheren Ort zu wohnen, an dem ich mich wohl fühle und mich auf die Schule konzentrieren kann», meint Rushna voller Dankbarkeit.
Solva engagiert sich, um weiteren Kindern beizustehen, die von Missbrauch bedroht sind und für sie einen geschützten Ort zu organisieren. Offiziell gibt es 800'000 Teepflücker, doch inoffiziell dürfte die Anzahl weit höher liegen.
Die Situation vor Ort ist geprägt durch:
Sehr prekäre Lebensbedingungen
Extreme Armut – oft nur eine Mahlzeit pro Tag – Mangelernährung
Nur ein Wohnraum für die ganze Familie – keine Privatsphäre für junge Mädchen
Drogen-/Alkoholkonsum von Erwachsenen und Jugendlichen
Häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch innerhalb Familien / Bekanntenkreis
Vernachlässigung der Kinder
Viele Eltern arbeiten den ganzen Tag – die Kinder sind schutzlos
Es herrscht eine Schamkultur: Bei Übergriffen schweigen oft Eltern und Betroffene
Frühheirat
Viele Kinder haben keine Geburtsurkunde, entsprechend keine Rechte ihr Leben lang
Jugendliche sind orientierungslos. Sie brauchen Unterstützung für Alltag und Zukunft.
Drop-outs: Besonders mit 14/15 Jahren verlassen viele die Schule:
Die Eltern schicken sie zum Arbeiten
Menschenhändler locken mit Geschenken, guten Jobangeboten und Luxusleben in Colombo
Die häufigsten Orte des Menschenhandels
Wellness Lokale in Colombo = Verkappte Bordelle
Haushaltsarbeit – zum Teil verbunden mit sexueller Ausbeutung durch Hausherrn
Sextourismus an Touristenorten
Weiterführung in arabische Staaten & Indien für Haushaltshilfe und/oder sex. Ausbeutung
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