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Der Weg war bereits vorgezeichnet

Nepal l Mai 2024


Bita*, heute 17 Jahre alt, wuchs mit ihrer Familie in Rukum, im Hochgebirge Nepals auf.

Zusammen mit vier weiteren jungen Frauen wohnt sie im Moment im Maiti-Home, dem Schutzhaus von SOLVA .




Bita erzählt ihre persönliche Geschichte

"Bevor ich mein 10. Lebensjahr erreichte, waren bereits meine beiden Eltern verstorben. Zurück blieben meine drei älteren Geschwister und ich. Sie kümmerten sich so gut wie möglich um mich, doch sie waren selbst noch jung. Oftmals litten wir an Hunger. Über Jahre hinweg war ich tagsüber allein zu Hause, da meine Geschwister überall dort arbeiteten, wo es möglich war – mit der Zeit auch im Ausland. Manchmal schauten Bekannte nach mir. Einige nutzten meine vulnerable Situation aus und missbrauchten mich sexuell. Ich war diesem Zwang schutzlos ausgeliefert und konnte mich niemandem anvertrauen."



Die grosse Hoffnung

Als mir eines Tages ein «netter Mann» einen Job in Indien anbot, sah ich dies als meine Chance, dem Albtraum zu entfliehen. So reiste ich als 15-jährige voller Erwartung auf ein besseres Leben mit ihm den langen Weg vom Hochgebirge Richtung Indien. In Nepalgunj angekommen, eine Stadt in Nepal an der Grenze zu Indien, quartierte er mich für ein paar Tage in einem Hotel ein – der Ort, an dem der nächste Alptraum begann. Über Monate kamen rund um die Uhr Männer vorbei, missbrauchten mich und machten mit mir, was sie wollten. Gewaltanwendung gehörte zum Alltag. Wegen dem mir aufgezwungenen Alkoholkonsum war ich nicht in der Lage, mich zu wehren oder klar zu denken. Ich fühlte nur tiefste Einsamkeit, Beklemmung und Panik –zweimal versuchte ich, mich zu erhängen.


Dank einen Verwandten, der von meiner misslichen Lage erfahren hatte, wurde ich schliesslich gefunden und Ende 2023 befreit. Trotz immenser Dankbarkeit, diesem Inferno entkommen zu sein, plagen mich weiterhin Alpträume, ständige Sorgen und Ängste. Selbst bei Kleinigkeiten breche ich in Tränen aus.


Zweite Chance

Seit Anfang des Jahres habe ich das große Glück, im Maiti-Home wohnen zu dürfen. Unsere Betreuerin Nirmila* hilft mir auf meinem Weg der psychischen Genesung. Obwohl noch ein langer Weg vor mir liegt, schöpfe ich zum ersten Mal neue Hoffnung auf ein besseres und lebenswertes Leben. Innere Ruhe, Selbstsicherheit und Stabilität finden ganz langsam ihren Platz in meinem Leben.


Nach Abschluss der Schneiderausbildung, die wir während den sechst Monaten absolvieren, wünsche ich mir, mein eigenes kleines Geschäft aufzubauen und mich für andere Frauen in Not zu engagieren.»


Ich danke allen Menschen von ganzem Herzen, die mir eine zweite Chance in meinem Leben geschenkt haben – besonders weil es in meinen Augen keine Hoffnung, keinen Ausweg und keinen Sinn mehr gab. Tausend Dank!"


SOLVA-Schutzhaus

Seit Anfang 2022 führt Projektpartner Mukunda und das Team ein Schutzhaus, in dem jeweils für sechs Monate fünf Frauen betreut werden, die häuslicher Gewalt, Missbrauch oder Menschenhandel ausgesetzt waren. Sie erhalten psychologische Unterstützung und absolvieren einen Nähkurs, den sie mit einem offiziellen Schneiderinnen-Zertifikat abschließen.



Das SOLVA-Team bleibt auch nach den sechs Monaten in Kontakt mit den Frauen und begleitet sie in ihrem neuen Leben. Zu sehen, wie die Frauen sich im Maiti-Home entwickeln, später auf eigenen Beinen stehen und sich für Frauen in Not einsetzen, ist ein unbeschreibliches Geschenk.



Vielen Dank für deine Unterstützung, damit wir gemeinsam vielen weiteren Frauen aus ihrer unbeschreiblichen Not helfen und ein hoffnungsvolleres Leben ermöglichen können.

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