top of page

Erfreuliche Folgen dank Präventionsanlass

Indien l September 2024


Auf unserer Indienreise anfangs September 2024 trafen wir in Siliguri, eine Ortschaft an der Grenze zu Nepal, die 15-jährige Sushila.  In einem persönlichen Gespräch erzählte sie Projektpartnerin Anisha und mir (Inés) ihre Geschichte.



«Ich musste immer um 6 Uhr aufstehen und bis 17 Uhr arbeiten. Das Schlimmste waren die vielen Stunden, während denen ich an der prallen Hitze stehend Teeblätter pflücken musste. Manchmal bin ich einfach umgefallen». Auf die Frage, wie die Leute sie behandelten, antwortete sie: «Ich wurde viel angeschrien, runtergemacht, wurde oft geschlagen und «bestraft» - ein Ausdruck, den die Betroffenen oft für sexuellen Missbrauch verwenden. Ich fühlte mich unendlich einsam, lebte in konstanter Angst, fühlte mich hilflos und dachte, ich käme hier nie mehr raus. Es gab auch ein paar liebe «Aunties» (Frauen), die Mitleid mit mir hatten und sich so gut als möglich um mich kümmerten».


Aus Unwissenheit Tochter ins Elend geschickt

Sushila und ihre Geschwister waren oft tagelang alleine zu Hause, da ihre Eltern als Tagelöhner unterwegs waren. Eine «nette Bekannte» der Familie erkannte die vulnerable Situation der Familie und bot Sushila einen verlockenden Job in einer grösseren Stadt an. Da sowohl Sushila wie auch ihre Mutter dieses Angebot als Geschenk ansahen, ging Sushila mit der verkappten Menschenhändlerin mit. Doch anstatt die versprochene Arbeit anzutreffen, wurde Sushila in die Teeplantagen gebracht, wo sie während zweier Jahre unter schlimmen Bedingungen und ohne Kontakt zu den Eltern arbeiten musste.


Grosse Sorge um ihre Tochter

Ihre Mutter machte sich schnell grosse Sorgen. Die «nette Bekannte», die ihrer Tochter den Job angeboten hatte, sagte ihr trotz allem Bitten und Flehen nicht, wo sich ihre Tochter befand. Zur Polizei wagte sie nicht zu gehen, da sie als Angehörige der untersten Kaste wusste, dass sie von dort keine Hilfe erwarten konnte- im Gegenteil.

 

Präventionsanlass hilft bei der Suche ihrer Tochter

Als die Mutter an einer der Präventionsveranstaltungen von Mitarbeiter Prakash hörte, dass Menschenhandel und Ausbeutung existieren, wandte sie sich an ihn. Prakash handelte sogleich. Gemeinsam mit den lokalen Behörden und der Polizei, haben sie die «Vermittlerin» unter Drohung von Gefängnisstrafe so sehr unter Druck gesetzt, dass sie schliesslich gestand, wo sich Sushila befand. Im Juli dieses Jahres wurde Sushila befreit.

 

Grosse Erleichterung bei Sushila

«Ich bin unendlich dankbar, ich kann mein Glück kaum fassen. Ich dachte, ich müsse für immer dort bleiben. Wieder zurück bei meiner Mutter und meinen Geschwistern zu sein bedeutet mir alles». Sushila wird von unseren Teammitgliedern Prakash und Anita begleitet und besucht unter der Woche jeden Tag den von SOLVA unterstützten Hort. Rund 50 Kinder besuchen diesen Ort, erhalten Schulunterstützung und vor allem ein offenes Ohr für ihre oft sehr schwierigen Situation zu Hause. Auch führen sie Gespräche mit den Eltern, was ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit ist.



Freude an der Entwicklung von Sushila

Sushila macht gute Fortschritte im Lesen und Schreiben. Es ist eine unglaubliche Freude zu erleben, wie sie immer mehr Vertrauen gewinnt und sich positiv entwickelt. Am Ende des Gesprächs meint Sushila: «Am liebsten würde ich Ärztin werden» und schmunzelt, im Wissen, dass dies wohl nicht ganz realistisch ist. Aber anderen Menschen helfen, wie ihr geholfen wurde, an dem zweifelt sie nicht.



 

Es ist unsere grosse Hoffnung, dass viele weitere «Sushilas» befreit und viele Gefährdete beschützt werden. Herzlichen Dank für alle Unterstützung – gemeinsam können wir Vieles bewegen.


 

Neues Projekt seit April 2024

 

Aus politischen und Sicherheitsgründen mussten wir das Projekt im Staat Bihar sukzessiv beenden. Wir sind sehr dankbar, dass wir die Programme inklusive der Betreuung der 13 Mädchen in unserem Schutzhaus an vertrauenswürdige Partner übergeben konnten.


Zusammen mit drei neuen engagierten Teammitgliedern haben wir im April 2024 folgende Projekte ins Leben gerufen:

In Siliguri, an der Grenze zu Nepal (Teammitglieder: Das Ehepaar Prakash und Anita): - Schulungen von lokalen Behörden

- Sensibilisierungsvorträge an Schulen - Erster Hort mit Betreuung und Lernunterstützung für Kinder - Aufbau einer ersten Kooperative mit zehn Frauen - Befreiungen


In Kolkata (Teammitglied: Rajesh) - Befreiungen aus der ZwangsprostitutionWeitere Ziele - Eigene Rehabilitationsmöglichkeiten für befreite Opfer - Anwalt, um Täter verurteilen zu können

 

 

 

Comments


bottom of page